LP / Trocadero Records / 2016
Messer aus Münster finden Blumfeld toll. Deine Augen in der Dunkelheit. 
Die toten Augen von Münster. Wie Peter Cornelius in die tausend Augen 
des Dr. Mabuse. Und mit Peter Schilling in der Hitze der Nacht. Durch 
die Gassen dieser Nacht. Durch die Nacht mit Steuerfahndern. Auf allen 
Kanälen. Ich will, dass Liebe bar ausgezahlt wird. Der Marquis de Sade 
war berüchtigt und wurde verhaftet, weil er die neuen Projekte Freiheit,
 Gleichheit, Solidarität und Gerechtigkeit sofort als 
Spekulationsblasen, Hütchenspiele, Renditeobjekte und Knebelverträge 
enttarnte. Damals. Als die Menschen plötzlich wieder Lust am Tanz hatten
 nach dem Sturm auf die Bastille. Und so ihren Hass vergaßen. Dann 
Urlaub in Polen. Russlandfeldzug. Der Flowmotion-Teil. Weisser Rauch im 
Release-Center. Der Prosa-Teil, rekurriert schrecklich fade Kavalkaden. 
Rotes Madrid, braunes Athen, schwarzes Lissabon. Fieberträume. Feuer. 
Visionen. Wie Herzog in Peru. Etwas derartiges wollte William Burroughs,
 da er es aber, wie er einsah, ohne allzugroße Nachteile nicht haben 
konnte, so verzichtete er darauf, kam aber seiner gründlichen Natur 
entsprechend von Zeit zu Zeit, zum Beispiel im Schneideraum, wieder auf 
die gleichen Gedanken zurück. Er trank immer aus dem gleichen Glas. 
Dreihundertundfünfundsechzig mal im Jahr. Ein Geschichte, die dich 
festhält. Eine Gelegenheitsarbeit, die dich fesselt. In Die 
Hundertundzwanzig Tage von Sodom zeigt Pasolini ein Spiel, das stringent
 zu Ende geführt wird. Mord wird Alltag, Alltag wird Lüge, Nazirock wird
 zur offiziellen Hymne des Mittelalters. Remake des Angriffs der 
Gegenwart auf die übrige Zeit. Jetzt! Wolfgang Neuss im Hotel Ivanhoe. 
Neu! Zeitsprünge, ahistorisch, antihistorisch, historistisch. His Story.
 Ich lasse Zeittotschläger auf Youtube parallel zu Mutmaßungen über 
Hendrik laufen. Wes Craven variiert Peckinpah. Bob Dylan übernimmt den 
Part von James Coburn. Seine Wut kennt keine Grenzen. Nachdem so billig 
und schnell kapituliert und umarrangiert wurde, fühlte sich die Gruppe 
ausgebotet, desolat. Und begann den Wald zu entzünden. Schreie! Elend 
und Verderben. Und dann ganz sanft: Ich wär’ lieber bei Dir. Langsam 
fang ich an mich zu vergessen. Und Mathias reimt sich auf alias, Medea 
auf Piranha. Nur ein Wort noch, Torsten, Romy, Nastja. Meine Kissen 
umarmend, kommen eure Worte in Bewegung. Sind einfach da. Tauchen auf. 
Sind schon da. Tauchen plötzlich auf. Schultern von Worten. Beine, Arme,
 Hände von Worten. Du erzähltest mir von Wilhelm Apollinaris de 
Kostrowski. Er nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil, wurde 
schwer verwundet. Danach übernahm er wechselnde Tätigkeiten. Gestern 
Nacht hab’ ich von ihm geträumt, und von elftausend zerschundenen Toten.
 Bin dann schweissnaß aufgewacht. Traute mich nicht ihn zu fragen, denn 
er hätte ja sagen können, dass Massenmord nicht zu mir passe. Messer 
brechen leidend an, wie ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch. Im 
Osten leuchtet das Morgenrot, und die goldenen Reihen der Wolken 
scheinen die Sonne zu erwarten, wie die Junkies ihre Dealer erwarten. 
Jemand plärrt von revolutionären Zeiten und will dies hier als 
Soundtrack dazu. Ein anderer will Ewigkeit, tiefe, echte Leidenschaft – 
kein Seminar. Hier, gerne, bitteschön. Und Zweitausendunddreizehn wird 
Jesus Christus Eurovision-Superstar. Fresst dies. Es ist immerhin roh, 
nicht abgebrüht, authentisch, nicht aufgesetzt, laut, nicht arrogant. 
Und trollt Euch, Systemschnullis.
